Möglicherweise haben Sie bereits in meinen Fotos oder in Bildern anderer Landschaftsfotografen diese faszinierenden Wellenstrukturen bemerkt. Sie sind ein wahrer Blickfang und eignen sich hervorragend für den Vordergrund von Landschaftsbildern. Doch wie kann man sie richtig fotografieren und welche Kameraeinstellungen sind dabei wichtig? In diesem Tutorial werde ich Ihnen die notwendigen Schritte und Einstellungen für die perfekte Aufnahme von Wellenstrukturen in der Landschaftsfotografie näherbringen.
Im Grunde ist das nicht weiter schwer. Mit ein bisschen Übung und etwas Mut, kann das jedem gelingen, Wellen fotografieren zu können.
Was wird benötigt? Die notwendige Ausrüstung für die Wellenfotografie
- Kamera
- Stativ
- Wellen
- Optional: Grauverlaufsfilter
- Optional: Gummistiefel oder Wathose
Die richtigen Kameraeinstellungen: Belichtungszeit und Blende
Um den Wischeffekt bei den Wellen zu erzielen, empfehle ich eine Belichtungszeit von etwa 1/10 bis 0,5 Sekunden. Um eine gute Schärfentiefe zu erzielen, sollten Sie mindestens eine Blende von 8 einstellen, noch besser 11 oder 16. Ich bevorzuge den Av-Modus (Blendenvorwahl) oder den manuellen Modus.
Wie wird’s gemacht? Die richtige Technik für die Wellenfotografie im Wasser
Jetzt wird’s feucht-fröhlich!
Wie man sich beim Betrachten der Bilder denken kann, steht der Fotograf mit dem Stativ im Wasser. Also sollte man sich entsprechend vorbereiten. Einige Leute bekommen hier vielleicht schwitzige Hände und Herzrasen, weil Wasser und Kamera für sie nicht zusammenpassen. Nun, in solch einem Fall habe ich keinen Rat parat! :-)
Also, ihr packt eure Kamera auf’s Stativ, richtet sie auf euer Motiv aus. Am besten ihr wartet dann ein paar Wellen ab, damit das Stativ ein wenig in den Untergrund einsinken kann, ansonsten müsst ihr immer wieder nachjustieren.
Dieser Effekt der „Schlieren“ in den Wellen wird durch eine längere Belichtungszeit erzeugt. Stellt daher die Kamera erstmal auf 1/10 Verschlusszeit ein und macht einen Probeschuss.
Welchen Kameramodus nutzen? Vor- und Nachteile verschiedener Einstellungen
Welcher Kameramodus gewählt wird, ist Geschmackssache. Ich arbeite gern mit der Blendenvorwahl. Je nach vorhandener Motivausleuchtung ändert sich die Belichtungszeit aber gern mal.
Die Blendenautomatik (S oder Tv) nutze ich nicht, weil ich die Kontrolle über die Blende gern behalte. Was nutzt mir ein Foto, mit zu weit geöffneter Blende (Hintergrund unscharf) oder Blende 22, bei dem die Beugungsunschärfe zuschlägt?
Nun wartet auf die erste Welle, die abgelichtet werden soll. Schaut durch den Sucher. Wenn sich die Welle ins Bild bewegt und in die Nähe des Vordergrunds kommt, löst ihr aus. Hier ist ein wenig Fingerspitzengefühl nötig um den richtigen Moment zu erwischen. Allein das macht einen Heidenspaß!
Belichtungszeit
Je nachdem, welcher Modus eingestellt wurde, kann man die Belichtungszeit über ISO, Blende oder Belichtungskorrektur nachjustiert werden. Bei der Belichtungskorrektur muss man auch ein wenig aufpassen, da hier letztlich auch ISO, Blende oder Verschlusszeit angepasst wird. Mehr Einflussmöglichkeiten gibt es halt nicht.
Da die meisten von uns heutzutage Digitalkameras verwenden, können wir uns das Wellenmuster direkt auf dem Display ansehen. Die Wahl zwischen längeren oder kürzeren Schlieren ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und sollte entsprechend die Belichtungszeit beeinflussen.
Längere Schlieren = Längere Verschlusszeit
Kürzere Schlieren = Kürzere Verschlusszeit
Wenn du den Vordergrund, also die Welle nun richtig belichtet hast, wird wahrscheinlich der Himmel total überbelichtet, also weiß, sein. Im folgenden Abschnitt gebe ich dir dazu Tipps.
Was tun bei Überbelichtung: Der Horizont ist zu hell oder der Vordergrund zu dunkel
Bei längeren Verschlusszeiten besteht die Gefahr, dass der Vordergrund richtig belichtet ist, während der Sonnenuntergang im Hintergrund überbelichtet und damit ausgebrannt erscheint.
Hier kann man mit einem digitalen Graufilter in der Nachbearbeitung eventuell noch etwas retten. Siehe Tutorial.
Alternativ gibt es zwei weitere Möglichkeiten:
Die erste Methode, die ich persönlich bevorzuge, ist der Einsatz von Grauverlaufsfiltern. Diese Filter reduzieren die Lichtmenge im oberen Bereich des Bildes und sorgen so für eine ausgewogenere Belichtung. In diesem Artikel habe ich bereits darüber geschrieben.
Eine andere Option ist es, mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungszeiten zu machen und diese am Computer zu einer einzigen Aufnahme zusammenzufügen. Diese Technik wird als HDR, DRI oder Exposure Blending bezeichnet.
Ein wichtiger Tipp: Fotografiere im RAW-Format, da diese Bilder in der Nachbearbeitung wesentlich mehr Reserven bieten als JPEG-Dateien.
Was kann sonst noch passieren?
Abgesehen davon, dass ihr großartige Bilder schießt, können noch weitere unvorhergesehene Ereignisse auftreten:
Der Supergau: Das Stativ kann beim Fotografieren der Welle umfallen. Um dies zu vermeiden, ist es ratsam, IMMER eine Hand am Stativ oder an der Kamera zu haben.
Die Kamera kann nass werden. Es gibt Regenschutzfolien, die man über die Kamera und Linse legen kann. Dadurch kann man trotzdem alles bedienen, da seitliche Öffnungen vorhanden sind. Alternativ kann man auch eine Aldi-Tüte mit Löchern benutzen.
Das Objektiv und/oder der Filter können von der Gischt oder Spritzwasser getroffen werden. In diesem Fall hat sich ein einfaches Mikrofasertuch bewährt.
Fazit
Nach etwas Übung und dem Berücksichtigen der Tipps und Tricks, sollte das Fotografieren von Wellen für jeden möglich sein. Um den Einstieg zu erleichtern, habe ich unter jedem Bild die verwendete Verschlusszeit notiert.
Jetzt bleibt mir nur noch, dir viel Spaß und gutes Gelingen bei deinen eigenen Wellenfotos zu wünschen – viel Spaß und nasse Füsse!
Ich weiß, ich bin mindestens ein Jahr zu spät dran, aber ich habe Deine Seite heute erst entdeckt.
Sehr schön und sehr anschaulich geschriebener Artikel. Wie übrigens all Deine Artikel, die ich bis jetzt gelesen habe.
Am besten hat mir Dein Bretagne Reisebericht gefallen. So sehr, dass ich schon anfange meinen nächstjährigen Urlaub f.d. Bretagne zu planen…
Werde Dich gleich mal auf Deiner Facebook Seite besuchen.
Viele Grüße
Rainer
Vielen Dank für deinen Kommentar Rainer. Schön, dass du den Weg auf meine Seite gefunden hast. Freue mich über ein Like auf meiner Facebook Seite. Übrigens hätte ich auch mal wieder richtig viel Lust auf eine Bretagne Tour. Das war wirklich total klasse. Wünsche dir viel Spaß bei der Reise! LG Matze